Behind the Scenes
BlackBerry – Klick einer Generation
Mit „BlackBerry – Klick einer Generation“ geben die kanadischen Filmemacher Matt Johnson und Matthew Miller dem ersten Smartphone der Welt ein cineastisches Denkmal. Neben Einblicke in die Entstehung des Films erzählen die beiden mit viel Nationalstolz, welche Gemeinsamkeiten das ehemalige BlackBerry-Start-up mit ihrer Filmfirma hat.
M. Rösner | 15. Oktober 2023

Die Idee, die Geschichte vom Aufstieg und Fall des ersten Smartphones der Welt zu verfilmen, kam von der kanadischen Film- und Fernsehproduktionsfirma Rhombus Media. Diese fragte im Jahr 2017 die beiden Filmemacher Matt Johnson und Matthew Miller, ob sie nicht eine Drehbuchadaption des Bestsellers „Losing the Signal: The Untold Story Behind the Extraordinary Rise and Spectacular Fall of Blackberry“ erstellen könnten.
Der Produzent Matthew Miller erinnerte sich, dass diese Arbeit zunächst für beide eine Herausforderung war, da das Buch „viele komplizierte Details über Geschäftsbeziehungen und Technologien enthielt“. Für beide zunächst ein blinder Fleck. Doch schließlich kam die Dramaturgie in Gang. „Wir versuchten herauszufinden, wer diese Männer waren, was sie motivierte und wie sie zueinanderstanden, um unseren eigenen Zugang zu der Geschichte zu finden.“
Sein Co-Autor und Regisseur des Films, Matt Johnson, gestand, dass er nie ein Blackberry besessen hatte. „Bevor wir anfingen, war alles, was ich über Blackberry wusste, dass es aus Waterloo, Ontario kam – ,aber das hat mich wirklich begeistert.“
Durch die Arbeit am Drehbuch wurde den beiden die kulturelle Bedeutung des Blackberrys und sein bleibendes Vermächtnis erst richtig bewusst, wie Johnson erzählte: „Das Blackberry war das Statussymbol der frühen 2000er-Jahre und zu Beginn der Social-Media-Ära machte es einen zum Teil einer Gruppe. BBM [Blackberry Messenger] hat das perfekt eingefangen, denn man kann nur mit jemandem über BBM sprechen, wenn beide ein Blackberry haben. Es eröffnete eine neue Art der Kommunikation, lange vor Instagram, DMs oder Snapchat.“

„Blackberry ist eines der besten Beispiele dafür, wozu Kanada fähig ist“
Je mehr die beiden Filmemacher über die frühen Tage der Blackberry-Firma Research in Motion erfuhren, desto mehr identifizierten sie sich mit der Unternehmenskultur und dem Umfeld dieses ehemaligen kanadischen Start-ups.
Beide hatten Mitte der 2000er-Jahre eine ähnliche Erfahrung gemacht, als sie ihre eigene Produktionsfirma Zapruder Films gründeten und eine Reihe von preisgekrönten, bahnbrechenden Indie-Filmen wie „The Dirties“ (2013) und „Operation Avalanche“ (2016) produzierten.
„Die Art und Weise, wie sie Research in Motion betrieben, ist dem Drehen eines Films mit einem Haufen deiner Freunde nicht unähnlich“, so Johnson. „Das ist das Modell, das wir in den letzten zehn Jahren für unser Unternehmen verwendet haben. Je erfolgreicher man wird und je mehr Ressourcen man bekommt, desto schwieriger wird es natürlich. Die Menschen werden erwachsen und verändern sich, und man ist nicht mehr derselbe Mensch, der man war, als man jung war.“
Die beiden schätzten zudem, dass das kanadische Unternehmen während seiner erfolgreichsten Jahre in Kanada blieb und nicht in die Vereinigten Staaten abwanderte.
„Es ist witzig, dass der Film auf einem Buch mit dem Titel ‚The Rise and Fall of Blackberry‘ basiert“, merkte Miller an. „Denn für mich sind sie eine riesige Erfolgsgeschichte. Ich weiß, dass die Leute sie wegen ihres rasanten Niedergangs für eine Art Witz halten, aber sie hatten auch einen kometenhaften Aufstieg. Blackberry ist eines der besten Beispiele dafür, wozu Kanada fähig ist.“

Aufeinandertreffen von Freundschaft und Macht
„BlackBerry – Klick einer Generation“ beginnt in den frühen Tagen des Unternehmens, als Research in Motion, die Technologie für das Blackberry-Smartphone noch nicht perfektioniert hatte. Damals leiteten zunächst nur Mike Lazaridis und Doug Fregin, der oft vergessene dritte Gründer des Start-ups, ein Team von Ingenieuren. In der Buchvorlage wurde Doug Fregin als der Klebstoff beschrieben, der das Unternehmen zusammenhielt. Johnson und Miller haben sich dafür entschieden, die Figur des Fregin zum Herzstück des Unternehmens und zum Gegenspieler von Jim Balsillie zu machen.
„Er ist der Grund, warum alle so gerne zur Arbeit kommen“, sagte Johnson. „Warum arbeiten die Leute 80-Stunden-Wochen? Warum sind sie bereit, ihre ganze Zeit damit zu verbringen und keine Anerkennung zu bekommen? Weil es eine Kultur gibt, die einen dazu bringt, dabei sein zu wollen, und das ist genau das, was es bedeutet, Filme zu machen. Es gibt nur dich und deine Freunde, die alle dabei sind, weil sie begeistert sind, etwas gemeinsam zu machen, und das scheint die wichtigste Sache der Welt zu sein.“
Das Unternehmen verfügte zu jenem Zeitpunkt bereits über mehrere Patente. Aber erst als Mike Lazaridis mit Jim Balsillie zusammenarbeitete, entfachte der Funke, der das Unternehmen in die Stratosphäre katapultierte.
„Die Geschichte beginnt mit Mike und seinem besten Freund aus Kindertagen Doug, die zusammen Research in Motion gründeten und den Blackberry entwickelten, als plötzlich dieser sehr brillante, aber etwas unmoralische und rücksichtslose Geschäftsmann Jim Balsillie das Potenzial dieser beiden Jungs in diesem Produkt erkannte“, erzählte Johnson. „Dadurch gerät Mike zwischen Doug, seinen besten Freund, und Jim, seinen Geschäftspartner.“
Während Mike Lazaridis davon besessen war, seine Technologie zu perfektionieren und Jim Balsillie nach Macht und Erfolg strebte, versuchte Doug Fregin immer noch, eine Gemeinschaft innerhalb des Unternehmens zu schaffen, das er mitbegründet hatte. Als das Unternehmen schließlich wuchs, wurde Dougs Rolle innerhalb der Infrastruktur des Unternehmens, das sich zu einem Milliarden-Dollar-Unternehmen entwickelte, immer kleiner. Dieses Aufeinandertreffen von Freundschaft und Gemeinschaft mit Technologie und Macht ist ein zentrales Thema des Films.

Individuelle Erzählperspektiven und Einflüsse
Bei der Adaption des Buches versuchten Johnson und Miller der Geschichte treu zu bleiben und gleichzeitig ihre eigenen, einzigartigen Erzählperspektiven und Einflüsse in den Film einzubringen.
In „BlackBerry“ wurden bewusst einige Details aus anderen Filmen und Serien aus den 1990er übernommen. Darunter Chris Hegedus und D. A. Pennebakers dreiteilige Serie über Bill Clintons Präsidentschaftskandidatur „The War Room“ aus dem Jahr 1992. So sorgen wie in der oscarnominierten Dokumentarserie die frische Energie und die hohen Einsätze der Protagonisten bei Diskussionen für Dramatik.
Der Film endet, als das iPhone von Apple auf den Markt kommt, was der Anfang vom Ende für Research in Motion und das Blackberry war. Aber es war nicht der einzige Grund für den Untergang des Unternehmens. „Wir wussten immer, dass die Vorbereitungen für die Einführung des iPhones mit dem Höhepunkt des Films übereinstimmen mussten“, erzählte Miller. „Die Leute denken, dass Blackberry gescheitert ist, weil das iPhone auf den Markt kam, und bis zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Aber für uns war es viel interessanter, in die menschlichen Aspekte einzutauchen und herauszufinden, warum sie nicht vorhersehen konnten, was das iPhone für ihr Unternehmen bedeuten würde.“
Innerhalb von drei Jahren nach der Einführung des iPhones war das Blackberry zur Pointe geworden: „Das Telefon, das die Leute hatten, bevor sie ein iPhone hatten.“ Dennoch sollte der Einfluss, den das kanadische Unternehmen Research in Motion sowohl kulturell als auch technologisch besaß, nicht vergessen werden.

Englische Quelle: Paramount Pictures, Übersetzung von A
„BlackBerry – Klick einer Generation“ läuft seit 7. Dezember 2023 im Kino.